TV vs. Blogger Teil II ? Heute ?Die naive Christine vs. die taffe Sybille?

Einmal wieder hat es eine Bloggerin, oder besser gesagt in diesem Fall Snapchatterin erwischt. Noch vor ein paar Monaten haben die Mainzelmännchen ein paar Bloggerinnen am Nasenring durch den Fernsehgarten gezerrt und nun hat auch Pro7 in Gestalt seines taffen Magazins ?taff? eine Bloggerin ?geschossen?.

Die bösen Medien

Die Bloggerin Christine von Lillies Diary wurde von taff über ihren Umgang mit Snpachat interviewt und Christine ist mit dem Resultat der Berichterstattung nicht ganz so zufrieden. Sie ist eher etwas böse auf Pro7 und die Redakteurin Sybille. Die hat nämlich aus der sich in der Medienwelt auskennenden Bloggerin und Social Media Expertin eine snapchatsüchtige Vollbekloppte gemacht, die noch nicht einmal einen Freund hat der zu ihr und ihrer Sucht stehen möchte. So wird Christine von den taffen TV-Leuten dargestellt.

Christine sieht dies jetzt natürlich ganz anders. Die Pro7-Leute wären alle sensationsgeil und hätten sie auf dem Altar der Einschaltquote geopfert. Böse Medien eben.

Das ZDF hatte damals auch keine Sorge, ein paar Bloggirlies direkt in die Hände des Finanzamts zu treiben, weil diese vor laufender Kamera über ihre nicht versteuerten Einnahmen aus dem gut gehenden Blogbusiness gesprochen haben, wobei es dabei auch eher um Instagramer ging und nicht um echte Blogger.

Bloggen ist sowieso anstrengend, da muss ja was geschrieben werden und die Generation Photohandy knipst und filmt lieber, anstatt zu tippen.

Erst das Hirn einschalten

Hier könnte auch schon eine Lösung für das Problem von Christine liegen,denn,wenn sie einmal fünf Minuten darüber nachgedacht hätte, was sie den taff-Leuten in die Cam gesprochen hat, dann wäre sie vielleicht schon vor der Ausstrahlung auf die Idee gekommen, dass es nicht darum geht sie als Snapchat-Expertin (was soll das sein?) zu promoten und ihr damit eine Vielzahl von neuen tollen Jobs zu besorgen, sondern aufzuzeigen wie verspielt und teilweise ungeniert dämlich manche jungen Leute sind und wie groß das Suchtpotential bei Diensten wie Snapchat tatsächlich ist.

Nicht ganz fair, aber schauen wir doch mal was Christine so sagt

Klar, niemand von uns ist bei den Gesprächen zwischen der Sybille von taff und Christine von Lilies Diary in einem chicen Berliner Hipster/Blogger/Start-Up/ich-mache-was-mit-dem-Netz Laden dabei gewesen. Daher ist es am Ende immer schwierig zu sagen wer jetzt was wie gesagt hat und warum aus einer Reportage über eine Expertin eine filmische Glosse über eine Internetsüchtige wurde.

Ein paar Indizien gibt es aber doch. Aus diesem Grund muss sich jeder Zuschauer, der die taff-?Doku? zum Thema snapchat-Sucht gesehen hat, fragen was Christine denn meinte, wenn sie zwischen Minute 02:13 und 02:40 darüber spricht wie geil es ist zu snapchatten statt zu arbeiten. Sie selbst sagt von sich ?Ich bin absolut snapchatsüchtig?.

Fakt ist, dass wer Dinge über ?Keinen Bock auf Arbeit? sagt und sich später darüber wundert dies im Fernsehen zu hören und zu sehen ist einfach etwas naiv. Christine hat zwei Bücher geschrieben und bezeichnet sich selbst als talentfrei, so weit würde ich nicht gehen, denn zumindest ist ihr Blog wirklich schön, gute Stories und es passt alles. Der Snapchatkram ist aus meiner Sicht so eine Art Selbsterfahrungstrip für viele aus der Generation ?Share-my-life?. Ob das eine 30-jährige machen muss ist fraglich, aber wenn es doch auch Promis machen, dann muss es wohl richtig sein.

Die Sache mit ihrem Freund Paul, der ja nicht Paul heißt, ist natürlich etwas heftig. Ob Paul sich wirklich schämt für Christines Aktivitäten auf Snapchat wissen wir nicht und es wurde wohl auch so nicht gesagt. Es ist absolut akzeptabel wenn der Freund einer Bloggerin nicht in das Rampenlicht der Freundin gezerrt werden möchte. In diesem Fall hat der den Spiegel lesende Paul wohl richtig gehandelt. Vielleicht hätte Christine auf ihn hören sollen.

Die Moral von der Geschichte

Erst nachdenken, dann das TV einladen, dann überlegen was ich sage und gesagt habe. Als was möchte ich mich präsentieren. Eine feste Vereinbarung mit dem Sender über eine ?Miniabnahme? machen um etwas Sicherheit zu haben was da über einen gesendet wird.

Nicht nur auf die bösen tradierten Medien und ihre Sensationsgeilheit meckern, auch mal selbst überlegen was man/frau alles von sich gegeben hat. Blogger sind keine Medienexperten, auch wenn sie lustige Bewegtbilder produzieren. Gerade im TV sind die Spielregeln ganz andere als in Kleinbloggersdorf. Wer sich als Blogger in das Rampenlicht eines TV-Auftritts begibt, der muss sich auch der Gefahr bewusst sein, dass am Ende alles anders ist als man es sich selbst erträumt hat.

Ob Sybille wirklich eine böse Taffredakteuerin ist oder Christine eine etwas zu naive junge Frau mit der Hoffnung auf etwas TV-Ruhm wirdsich irgendwann in den Kommentarzeilen des Netz entscheiden, oder auch nicht, weil mal wieder eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird. Es ist aber auf alle Fälle ein Lehrstück für alle Blogger die gerne mal groß rauskommen möchten. Nicht einfach losreden, sondern nachdenken und rechtzeitig abschalten. So wie bei der Sendung Löwenzahn, deren Titelmelodie die ganze Sache für mich übrigens auf eine eher ironische Ebene gehoben hatte.

Bericht und Bilder