Stefan Koetz (Ericcson), Ulrich Adams (Deutsche Telekom), Moderatorin Kerstin Stromberg-Mallmann, Hermann Rodler (Nokia Networks) und Walther Haas (Huawei)
(Bild: heise online/Krempl)
Das Verfahren über den Zugriff der Deutschen Telekom auf Hauptverteiler zum Breitbandausbau befinde sich „in den letzten Schritten“, erklärte Vorstandsmitglied Ulrich Adams. Huawei wirbt unterdessen bereits für „Super Vectoring“.
Ulrich Adams, Vorstandsbeauftragter für den Breitbandausbau bei der Deutschen Telekom, ist zuversichtlich, dass der Bonner Konzern bald grünes Licht bekommt für die umstrittene exklusive Vermarktung des VDSL-Beschleunigers Vectoring an tausenden Hauptverteilern. Das Verfahren befinde sich in den letzten Zügen, erklärte der Manager am Freitag auf der Herbstkonferenz der Deutschen Breitbandinitiative in Berlin.
Streitfall Vectoring
„Wir sind durch die Moderation der Bundesnetzagentur sehr weit vorangeschritten“, führte Adams aus. So sei etwa bereits das brenzlige Thema Bitstromzugang diskutiert worden. Dabei handelt es sich um ein Vorleistungsprodukt, das der Besitzer einer eigenen Netzinfrastruktur wie die Telekom Wettbewerbern anbieten muss für deren einschlägige Angebote. Darüber könnten sich die Herausforderer auch „differenzieren mit Qualitätsstufen“, konstatierte Adams. So sei man in den Gesprächen „fast schon bei der Preisfrage angekommen“.
Die Telekom möchte den VDSL-Turbo Vectoring auch im direkten Umfeld der rund 8000 Hauptverteiler im eigenen Netz einsetzen und hat dies im Februar bei der Bundesnetzagentur beantragt. Damit könnten fast sechs Millionen Anschlüsse auch in unrentablen Gebieten auf 100 MBit/s ausgebaut werden. Der Ex-Monopolist will damit zum Ziel der Bundesregierung beitragen, bis 2018 eine flächendeckende Versorgung mit mindestens 50 MBit/s zu erreichen.
Telekom-Netz auslagern
Vectoring kann an einem Kabelverteiler aber immer nur ein Anbieter technisch realisieren. Die Wettbewerber laufen daher Sturm gegen das Ansinnen der Telekom und werfen dem Platzhirschen vor, sich die Filetstücke im Markt herauspicken und diese erneut monopolisieren zu wollen. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) hat in der Debatte jüngst verlangt, den Festnetzbereich der Telekom abzuspalten und so Netz und Betrieb zu trennen. Adams versicherte dagegen, dass „alle“ an dem Vorstoß partizipieren und ihre Produkte mit anbieten könnten.
Dass Deutschland im Vergleich der Industrienationen bei Glasfaser hinterherhinkt, liegt laut Hermann Rodler, Sprecher der Geschäftsführung von Nokia Networks, auch am bereits insgesamt vergleichsweise leistungsstarken Telefonnetz hierzulande. Im Gegensatz zur Bundesrepublik habe „kaum ein Land der Welt hat ISDN flächendeckend ausgerollt“. Deshalb sei die Kabelinfrastruktur anderswo oft „so schlecht, dass Vectoring kaum möglich ist“. Das hiesige strenge Wettbewerbsrecht und der enge regulatorische Rahmen verhinderten zudem, „dass sich zwei oder drei Player hinsetzen und losrennen“.
Hoffen auf 5G
Rodler baut derweil darauf, dass es in Kürze Mobilfunklösungen geben werde, die über zweites Medium die gewünschten Bandbreiten zur Verfügung stellten. Auch der Chef von Ericsson Deutschland, Stefan Koetz, möchte bald mit der nächsten Mobilfunkgeneration 5G eine flächendeckende Infrastruktur voranbringen, um etwa die Visionen des vernetzten Autos und von Industrie 4.0 umsetzen zu können. „Wenn Sie darauf warten, dass der Bedarf da ist, sind sie fünf Jahre zu spät“, stichelte er. Beim Preis für einen Breitbandanschluss sei aber die Schwelle erreicht, wo dem Kunden in der Regel mehr geboten werde, als für was er bezahle.
Von „Super Vectoring“, das die Bandbreitenkapazität noch einmal mehr als verdoppele, schwärmte Walther Haas, Mitglied der Geschäftsleitung von Huawei Technologies Deutschland. Der Aufwand dafür sei „marginal“, während die „Ideallösung Glas“ hierzulande wohl nicht in absehbarer Zeit erreichbar sei. In südostasiatischen Ländern würden die entsprechenden Leitungen oft einfach an der Hauswand entlang gelegt und bei Bedarf erneuert, sodass man dort in diesem Bereich weiter sei. Haas warf daher die Frage auf, ob es nicht doch auch in Europa Sinn mache, einfach „Masten“ für Glasfaser aufzustellen und Verbindungen nicht nur zu verbuddeln. (vbr)